Walhall
der Nichtse
Marienkirche Frankfurt (Oder), 2008
Text
: Rolf
Henrich
Lutz Friedel ist
kein Feuerwerker des Spektakels.
Das Sensationelle,
dem die Mittel zugleich sein Zweck sind, das Reißerische,
das jeden Blick und jedes Bewusstsein unbedingt provozierend
oder unterhaltend auf sich ziehen will, ist seine Sache nicht.
Wenn man sagen kann, das in Friedels Kunstwerk eine auf plastische,
serielle Kopf- Gesichter gegründete Welt »aufgeht«,
so ist der Aufgang dieser Welt zugleich ihr Eingang in die
ruhende Gestalt; indem die Köpfe dastehen, schweigsam,
nichts sagen, haben sie ihr erdhaftes Dasein gefunden. so
scheint mir in den hölzernen Kopf- Gesichtern eine Zeiterfahrung
Form geworden zu sein, die sich, bisher eher als Verweigerung
von Form artikuliert hat.
»Viele der
KÖPFE sind ›ES‹«, wie Friedel ausdrücklich
hervorhebt. Allein mit allen, weil mit erdumspannendem Anschluß
ausgerüstet, ist das ›ES‹, dessen Habitus
in den Kopf- Gesichtern zum Vorschein kommt, das ›Wer‹,
welches uns da anblickt, der ernüchterte ausgebrannte
Herr Jedermann, dem das menschliche Dasein im Zeitalter der
globalisierten Heimatlosigkeit sich ausgeliefert hat.
Ihr
Sein besteht so letztlich nicht darin, das sie zum ›Erlebnis‹
werden, sondern sie sind selbst durch ihr eigenes Dasein ein
Ereignis, ein Stoß, ein Geschehen das am Gewohnten rüttelt,
indem sich die Welt öffnet, die wir so vielleicht noch
nie gesehen haben.
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