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In der umfangreichen Serie der Atelierbilder finden sich die Bewohner
deiner ureigenen künstlerischen Welt zumeist bei Nacht wie
in einer Geisterbeschwörung zusammen. Diese Bilder wurden im
Format immer größer, die Nächte ihrer Versammlung immer dunkler,
vor allem aber wurde die Form immer dringlicher. Du hast sie
geisterhaft geistig als deine Zeitgenossen ins Atelier geholt und mit
ihnen alle Aporien der Malerei der Moderne.
War das eine Flucht aus der Zeit? Oder eine Art Erlösung in deiner, in der realen Zeit?
Alles - und weder noch. Kunst entsteht immer wieder aus Kunst. Das
ist eine Glaubensfrage, ich glaube daran! Sehr früh, ohne eine Spur
künstlerischer Begabung und ohne jedes Wissen davon fing ich an
zu malen. Ludwig Richter war damals gleichberechtigt neben Werner
Peiner und Albrecht Dürer ein Kollege von Adolf Ziegler! Picasso und
die Moderne existierten nicht, die Bibel für den Vierzehnjährigen
war nämlich der Volksbrockhaus von 1940.
Die Briefe van Goghs brachten dann etwas Licht in das Dunkel,
später kam noch „Knaurs Lexikon moderner Kunst“ dazu. Es sind
gewichtige persönliche Gründe, weshalb die Malerei anfänglich und
bis heute (über)lebenswichtig war/ist. Die Serie der Atelierbilder
hat außer mit einem gewissen Maß an skurriler Phantasie auch
mit Dankbarkeit zu tun: Ich bin Bacon und Freud dankbar; deren
große Ausstellungen in Westberlin brachten in den 1980ern die
Figur wieder in meine Bilder. Angesichts des pathetisch-heroischen
Beckmann gab es ein paar Kompromisse weniger in meinem Leben.
Und Picassos stilistische Kurswechsel sind für mich ein wunderbares
Zeichen der Freiheit in der Kunst. Kunst ist Mittel zum Leben, ein
Lebensmittel. |