Grosses Badebild
1974
Oel / Leinwand
75 x 100

 

Andreas Hüneke, 1979

aus Katalog Grimmling-Schwandt-Friedel Malerei-Grafik (1979)

 

(...) Lutz Friedel malt Idyllen: Familie am Strand, Gewitter am Meer, Badebilder, Stilleben - eine schöne (heile?) Welt. Aber was geschieht mit dieser schönen Welt, was uns so beunruhigt? Wie war das mit dem Triptychon „Badende bei Gewitter" in der Ausstellung „Junge Künstler der DDR'78"? Satte, tiefe Farben erzeugen eine wunderbare Stimmung, die das Herz weit werden läßt. Menschen im Wasser, beim Verlassen des Wassers, eine Luftmatratze über dem Kopfe tragend, Schutz suchend vor dem Gewitter. Irgendwoher springt dem Betrachter Angst, ja Grauen entgegen. Die Menschen in der Idylle haben mehr oder weniger versteckte brutale Züge. Man ahnt in der Idylle das Inferno. Woher kommt das?

Nicht mit ausgestellt war die Predella des Triptychons. Auf ihr im blaugrünen Wasser, den verdrehten Kopf ganz im Vordergrund, eine blaugrüne Wasserleiche: Badende im Gewitter. Die dichtgedrängten Menschen auf dem „Großen Badebild" schauen fast alle auf den Betrachter, wie auf einem Erinnerungsfoto. Wo ist die Freude am Baden? Das Lachen ist brutal, beängstigend, fast irre. Jeden Moment kann der rücksichtsloseste Existenzkampf ausbrechen.

Sehen wir uns die Stillleben an! Da sind Früchte auf einer Platte, Fleisch, dazwischen ein Hammelkopf - die Zähne gebleckt, die Augen verdreht. Da liegt ein Hummer am Strand, daneben steht ein Weinglas - die riesigen Krebsscheren scheinen jeden Moment zum Zubeißen bereit zu sein. Da liegen tote Fische auf einem Papier, geschlachtete Vögel auf einem Tisch: alltägliche Dinge — aber auch Ausdruck der Brutalität.

Die Idyllen erweisen sich als trügerisch. Es bleiben durchaus Idyllen, es ist keine Schreckensmalerei, was hier betrieben wird. Aber die latente Bedrohung der Idyllen ist deutlich spürbar, selbst in der harmlosen Landschaft, dem stillen Garten ist irgendwo der Stachel verborgen, der den Genuß nicht faul werden läßt. (...)

Andreas Hüneke, 1979